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Dienstag, 24. Dezember 2013

Frohe Weihnachten!

Groß-Stadt-Weihnachten
(von Kurt Tucholsky, vor genau hundert Jahren,
Weihnachten 1913)

Das Christkind kommt! Die jungen Leute lauschen
auf eienn stillen Grammophon
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
Den Schlips, die Puppe und das Lexikon,
Und sitzt der wackre Bürger dei den Seinen,
voll Karpfen, still im Stuhl um halber zehn,
dann ist er mit sich selbst zufreiden und im reinen:
"Ach ja, son Christfest is doch ooch ganz scheen!"

Und frohgelaunt spricht er vom Weihnachtswetter;
mags nun regenen oder mags schnein,
jovial und schmauchend liest er seine Moorgenblätter,
die trächtig sind von süßen Plauderienen.

So trifft denn nur auf eitel Glück hieneiden
in dieser Residenz Christkindleins Flug?
Mein Gott, sie miemen eben Weihnachtsfrieden...
"Wir spielen alle, wer es weiß, ist klug!"


Viel hat sich seitdem verändert. Doch etwas ist gleich geblieben:
irgendwo hat jeder an Weihnachten seine eigene Rolle, die er erfüllen
muss. Jedes Jahr wieder. Besonders schwer ist es auch, wenn plötzlich
jemand nciht mehr da oder in der Lage ist, seine Rolle zu erfüllen.
Trotzdem: Frohe Weihnachten

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